„Konkurrenz für Burgunder“ am Bielersee
Die aktuelle Ausgabe 2020/04 der Zeitschrift Marmite thematisiert die Weine der Drei-Seen-Region und porträtiert dabei auch die Weingüter von Sabine Steiner und Andreas Krebs. Die Journalistin Ursula Geiger war zu Besuch in Schernelz und fand, dass in den besten Lagen des Bielersees Weine entstehen, die ihren Vorbildern aus dem Burgund durchaus Konkurrenz machen.
Auszug aus dem Artikel:
Reben am See
Welch prächtige KULISSE für die vierzig Rebsorten, die auf den kalkhaltigen, durchlässigen Böden an den Südosthängen des Bielersees. wachsen! Sabine Steiner und Andreas Krebs konzentrieren sich auf Chasselas und Pinot Noir und machen manch einem Burgunder Konkurrenz.
Von See zu See reist man am schönsten auf dem Schif. Alle drei Seen sind durch Kanäle miteinander verbunden. Aus dem Murtensee führt der Broye-Kanal in den Neuenburgersee, der durch den Zihl-Kanal mit dem Bielersee verbunden ist. Idylle pur bietet diese stille Landschaft. Auf der St. Petersinsel, die mit der ersten Juragewässerkorrektur im 19.Jahrhundert zur Halbinsel wurde, erholte sich im Jahr 1776 der Philosoph Jean-Jacques Rousseau und trank vermutlich manches Glas Wein, der seit über 1100 Jahren in den steilen, terrassierten Südosthängen des Bielersees wächst. Sabine Steiner und Andreas Krebs könnte man um die Aussicht auf See und Insel glatt beneiden. Das junge Paar ist an das Staunen ihrer Gäste gewohnt. Beide stammen aus Winzerfamilien. Andreas’ Familie bewirtschaftet seit 15 Generationen das Weingut Krebs in Twann, die Familie Steiner gründete ihren Betrieb 1973 in Schernelz. Seit 2019 firmieren sie als Weingut Krebs&Steiner. 2019 wurden die Trauben beider Betriebe erstmals gemeinsam geerntet, aber nach wie vor getrennt ausgebaut. Beide Weinlinien sollen erhalten bleiben.
Die Böden – wie geschaffen für Chasselas und Burgunder
Am Bielersee wachsen 55 verschiedene Sorten auf 320 Hektar Land. Vor 1995 war das Sortenspektrum auf fünf beschränkt, doch der Kanton Bern lockerte das strenge Reglement. Heute wachsen auf den Jurakalkböden an den Südosthängen auch Sorten wie Riesling, Syrah und Zweigelt. «Jede Generation erlebt eine wichtige Änderung. Die Jungen proftieren von den
Errungenschaften der älteren Generationen», sagt Andreas Krebs und fügt schmunzelnd hinzu: «So langsam faut die Begeisterung für die Sortenvielfalt wieder ab und man besinnt sich auf Chasselas und Burgundersorten, die für unsere Böden wie geschafen sind.» Die Generation von Sabine und Andreas beschäftigt sich mit biologischem Anbau und den historischen Lagen, die im Mittelalter von den Mönchen erstmals mit Reben bestockt und benannt wurden. Güterzusammenlegung und Strukturbereinigung vereinfachen die Arbeit in den steilen Hängen. Dennoch rechnen wir immer noch mit 800 Arbeitsstunden pro Hektar», erzählt Sabine. Nach getaner Arbeit oder am Wochenende zieht es das Paar mit den Kindern Lucy und Emilienne oft auf den Chasseral. In den Bergbeizli, die im Jura Métairien heissen, essen sie Fondue, Rösti und Schinken und tauschen das Blau des Bielersees gegen das Grün der Wiesen und Wälder.
Pinot Noir Tribolettes 2018 Weingut Steiner
Die 40 Jahre alten Rebstöcke liefern eine, kompakte Trauben, die in 600-Liter-Fässern ausgebaut werden. Komplexe, dunkelbeerige Frucht, diskrete Noten von Rauchspeck. Samtiges, sehr gut eingebundenes Tannin, lang auf feine Würze endend.
Trinkreif 2022–30