Un verre entre amis
Interview mit Sabine Steiner, Winzerin und Präsidentin des Vereins Weinkultur Bielersee
Die Idee des Vereins Weinkultur Bielersee ist auf grosse Resonanz gestossen. Weinfreundinnen und Weinfreunde aus der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland interessierten sich für unsere Publikationen und Anlässe genauso wie terroirorientierte Winzer und Gastronomen aus aller Welt. Eine Frage wurde uns immer wieder gestellt: Wie können wir mitmachen? Seit diesem Jahr gibt es darauf eine Antwort: Werden Sie unser «Ami»! Im Interview erzählt Sabine Steiner, wie es zu der Idee kam, wie sie funktioniert und was der Verein sonst noch an Projekten vorantreibt.
Sabine Steiner, wie blickst du auf das letzte Jahr zurück?
Das Jahr 2021 hat zwei sehr unterschiedliche Seiten für mich. Als Winzerin war es ein extrem schwieriges Jahr, von viel Frust geprägt. Doch als Präsidentin des Vereins war es hingegen fast perfekt. Unsere Events konnten weitgehend stattfinden, waren voll ausgebucht und fanden bei perfektem Wetter statt. Auch das Feedback auf unsere Aktivitäten hat uns alle sehr gefreut. Es war sehr viel Arbeit, die sich aber wirklich gelohnt hat, denn es sind viele schöne Partnerschaften entstanden, die wir auch weiter pflegen werden.
Von welchen Partnerschaften sprichst du?
Partner, die ähnliche Ziele verfolgen wie wir. Zum Beispiel Tourismus Biel Seeland oder Swissmilk. Mit den einen teilen wir die Liebe zur Region, mit den anderen die Leidenschaft für lokale und saisonale Produkte. Somit kam es schnell und unkompliziert zu gegenseitiger Unterstützung. Das macht wirklich Freude!
Jetzt im März ist eher eine ruhige Zeit im Weinbau. Ist dir nicht etwas langweilig?
Langeweile? Das ist etwas, das kenne ich nicht. Höchstens mal eine ruhige Viertelstunde. Dafür halten mich die Familie, der Betrieb und nicht zuletzt der Verein Weinkultur Bielersee viel zu sehr auf Trab. Auch wenn wir in Keller und Weinberg eher eine ruhige Zeit haben, laufen doch verschiedene neue Projekte und die Vorbereitungen auf das Jahr auf Hochtouren.
Du sprichst von verschiedenen Projekten. Worum handelt es sich dabei?
Zum einen beginnt gerade unser Programm «Les Amis» für die Gönner des Vereins. Wir hatten die Idee letztes Jahr, weil wir so viele Anfragen hatten von Leuten, die unser Engagement für die Weinkultur und die Lagenweine toll fanden und irgendwie partizipieren wollten. Für einen Jahresbeitrag von 50 Franken wird man «Ami», also Gönner des Vereins. Dafür erhält man einen Gutschein von 25 Franken, den man sich in einem Partnerrestaurant an eine Flasche Lagenwein unserer Mitglieder anrechnen lassen kann. Zudem werden wir Veranstaltungen nur für Amis anbieten oder ihnen Vorrang bei Reservationen einräumen.

LES AMIS
Das neue Gönnerprogramm. Weitere Infos dazu
finden Sie hier.
Was sind Partnerrestaurants?
Das sind die Gastronomiepartner des Vereins. Sie haben eine ähnliche Philosophie zur Weinkultur wie wir, eine schöne Weinkarte und bieten mindestens einen Lagenwein eines unserer Mitglieder an. Aktuell sind das Aux Trois Amis in Schernelz, die Moosegg in Emmenmatt, der Alpenblick in Adelboden und in der Stadt Biel das Palace sowie das neue Repas. Wir haben noch ein paar Anfragen, doch das wird sich sicher bis zum Frühling konkretisieren.
«Seit Beginn nur Vollgas»
Welche Projekte laufen sonst noch ausser den Amis?
Wir haben uns als Verein ja den Lagenweinen verschrieben und damit auch den Lagen selbst. Da laufen ein paar Projekte, die sich noch über die nächsten Jahre hinziehen werden und über die wir gegen aussen noch nicht sprechen möchten. Nur so viel: Wir haben letztes Jahr damit begonnen, die einzelnen Lagen genauer zu untersuchen und zu dokumentieren. Das ist viel Grundlagenarbeit und gleichzeitig suchen wir nach neuen Wegen, dieses Wissen allen Interessierten zeitgemäss zur Verfügung zu stellen.
Du sprichst von Grundlagenarbeit. Wie muss man sich das vorstellen?
Da arbeiten wir in ganz unterschiedlichen Punkten mit Fachleuten zusammen. Zum einen die Recherche in historischen Dokumenten, Publikationen und Karten. Dann sind wir mit einer hochmodernen Drohne über die Lagen geflogen, haben fotografiert und Videos gemacht. Auch damit versuchen wir das Terroir, also die Geologie, die Lage und das Mikroklima noch besser zu verstehen und vertiefte Schlüsse auf den Charakter der Lagenweine zu ziehen. Das wiederum versuchen wir in Degustationen nachzuvollziehen und zu beschreiben.

Sehr viel Arbeit für ein paar Weinfreaks!
Da entsteht tatsächlich sehr viel neues Wissen und das ist natürlich für die Winzer, Önologen und Weinsensoriker hoch spannend. Vorab haben wir Beschreibungen, Videos und Bilder für die wichtigsten Lagen als Zusammenfassung auf unserer Website zugänglich gemacht. Doch wir werden in den nächsten Jahren sicher noch viel weiter gehen, um die Terroirs, die Geschichte, die Kultur und die Schönheit unserer Region erfahrbarer zu machen.
Was habt ihr euch für 2022 vorgenommen?
Zum einen wollen wir die Events auf dem gleichen Niveau wie bisher weiterführen. Das ist bereits eine schöne Herausforderung. Dann kommen ein paar «Ateliers» dazu, kleine und feine Events für unsere Amis. Der Höhepunkt sollen wieder die Tage der Weinkultur werden, gemeinsam mit einem Gastwinzer, der eine ähnliche Philosophie mit seinen Terroirweinen pflegt wie wir. Und dann hoffen wir auf viele neue Amis und Gastronomiepartner.
Besten Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
DER VEREIN WEINKULTUR BIELERSEE
Der nicht gewinnorientierte Verein hat sich der Förderung und Pflege der Weinkultur rund um den Bielersee zum Ziel gesetzt. Seine Mitglieder arbeiten nach den Grundsätzen des Manifests «Vins de terroir – Vins de garde».
Mit Events und Informationen für Weinfreunde, Journalisten und Gastronomen arbeitet der Verein auf seine Ziele hin. Dabei kommen Freude, Freunde und Genuss nie zu kurz. Alle Informationen zum Weinbau und aktuellen Anlässen gibt es auf der Website.