Gromann & Söhne ist ein Name, der immer mal wieder im Zusammenhang mit Bielersee-Weinen auftaucht. Doch wer oder was steckt eigentlich dahinter, wenn ein Lagen-Pinot-Noir aus Wingreis eine Zürcher Adresse auf der Rücketikette trägt?

Wie so oft steht am Anfang einer langen Erfolgsgeschichte dieser eine Moment, an dem es «Klick» gemacht hat. In der Geschichte von Gromann & Söhne, deren Name heute stolz auf dem Etikett eines der gesuchtesten Lagen-Pinots-Noirs der Schweiz prangt, waren es sogar deren zwei. Den ersten Klick-Moment vergisst Thomas Gromann wohl nie mehr: «Es war mein erster wirklich grosser Burgunder, vor mehr als 20 Jahren. Ich roch daran, war verzaubert. Dann der erste Schluck. Und es war um mich geschehen», erzählt der gebürtige Solothurner, der seit Langem in Zürich lebt. Bis dahin war er nur ein begeisterter Wein­freund mit einer Vorliebe für Bordeaux gewesen. Nach dem Erlebnis mit dieser Flasche La Tache 1990 begann seine Leidenschaft für Pinot Noir und damit auch sein «seriöser» Einstieg in die Welt des Weines. Den Kursen der Académie du Vin folgten Ausbildungen an der Hochschule Wädenswil, wo er schliesslich die Weinsensorik-Lizenz erwarb. All das als Hobby, denn beruflich führte er während dieser Zeit seine Kommunikations- und Werbeagentur, in der Wein – bis auf die Apéros – lange keine grosse Rolle spielte.

Seine Liebe zum Pinot Noir wuchs dabei stetig und seine Suche nach grossen Weinen führte ihn auch an den Bielersee. Dort lernte er den Jungwinzer Andreas Krebs kennen, der seine Leidenschaft für Burgunder teilte. Viele lange Gespräche und unzählige gemeinsame Gläser später war die Idee des «Vogelsang» geboren und es machte zum zweiten Mal «Klick». Ein Handschlag besiegelte den Pakt. Gemeinsam wollten sie einen Lagenwein nach burgundischem Vorbild schaffen. Aus dem Herzstück des Familienbetriebs und einem der grössten Terroirs am Bielersee: dem Vogelsang in Wingreis. Die Rollenteilung war dabei von Anfang an klar: Als Sensoriker nähert sich Thomas Gromann dem Wein von den Sinnesempfindungen her, Andreas Krebs kommt aus der anderen Richtung, dem Weinberg – gemeinsam treffen sie sich im Glas. Was abstrakt tönt, ist mittlerweile ein eingespieltes Team. In unzähligen Degustationen haben die beiden den Charakter des Vogelsang-Terroirs herausgearbeitet, sich über dessen Interpre­tation geeinigt und schliesslich den Stil des Weins festgelegt. Thomas Gromann gründete die Firma Gromann & Söhne mit Sitz in Zürich. Sie fungiert in der Funktion eines Négociants, kurz gesagt kauft sie Weine von Winzern, die nach ihren Vorgaben vinifiziert wurden.

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Gemeinsam wollten wir einen Lagenwein
nach burgundischem Vorbild schaffen.
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Auch wenn der erste Jahrgang des «Vogelsang Vieilles Vignes» 2010 war, kam er erst fünf Jahre später auf den Markt. Gromann erklärt wieso: «Zum einen brauchen unsere Weine nach rund zwei Jahren in den Barriques immer noch etwas Flaschenreife, um sich zu finden. Zum anderen wollten wir als Newcomer bei der ersten Vorstellung des Weins nicht damit argumentieren müssen, dass die Weine noch Zeit brauchen würden, um ihr volles Potenzial zu zeigen.» Diese Philosophie hat sich bis heute nicht geändert – im Frühling 2023 wird der Jahrgang 2018 lanciert.

Mittlerweile hat sich Gromann & Söhne in der Weinwelt etabliert, die Weine von Andreas Krebs und Thomas Gromann sind immer schnell ausverkauft und finden sich auf den besten Weinkarten der Schweiz. Ende der Geschichte? Nicht ganz: Letztes Jahr wurde mit dem 2019er Chardonnay «Halde» das neueste Projekt vorgestellt. Ein weisser Lagenwein vom anderen Ende der Schweiz. Denn dieses Mal machte es im St. Galler Rheintal «Klick», im Keller des Weinguts Schmidheiny in Heerbrugg. 

Vogelsang Vieilles Vignes
Pinot Noir, Wingreis, Bielersee

Le Petit Pinot
Pinot Noir, Wingreis, Bielersee

Halde
Chardonnay, Heerbrugg, Rheintal

Mehr Informationen und die Weine gibt es online auf gromannweine.ch


Was ist eigentlich ein Négociant?
Die direkte Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche greift – wie immer – viel zu kurz. So wie Terroir unendlich viel mehr ist als Erde, ist ein Négociant in der Weinwelt weit mehr als nur ein Händler, Kaufmann oder ein Handelshaus. Ein Négociant im Sinne von Gromann & Söhne ist jemand, der keine eigenen Reben besitzt oder bewirtschaftet, aber dennoch grossen Einfluss auf das Endprodukt nimmt.

Die grossen Namen klingen in Weinohren wie Donnerhall: Drouhin, Jadot, Louis Latour, Guigal, Jaboulet-Aîné oder Tardieu-Laurent. Alles Négociants oder Betriebe, die als solche begannen. Sie pflegen mit den Winzern und Önologen einen intensiven Austausch und nehmen starken Einfluss auf die Entstehung des Weins bis in die Flasche.

So ist die Firma Gromann & Söhne GmbH mit Sitz in Zürich rechtlich gesehen ein Weinhändler, praktisch ist Thomas Gromann jedoch immer jeweils einer von zwei geistigen Vätern der Weine, die er unter seinem Namen produzieren lässt. «Eigentlich eher einer von zwei Taufpaten», korrigiert er. «Eltern sind Terroir und Wetter.»